mit freundlicher Unterstützung der Villa Rosenthal Jena
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur Medien (BKM) und der Initiative Musik
Förderprogramm LIVE500
Daniel Erdmann - Tenor- und Sopransaxophon
Aki Takase - Piano
Die Pianistin Aki Takase gehört zu den wichtigsten Instrumentalistinnen der Gegenwart. Nach ihrem letztjährigen umjubelten Auftritt mit ihrem langjährigen musikalischen wie auch Ehepartner Alexander von Schlippenbach freuen wir uns die bedeutende Pianistin, Komponistin und Pädagogin erneut in einer Duo-Formation einladen zu können. Dieses Mal jedoch nicht im Piano-, sondern im Saxophonduo mit dem vielfach preisgekrönten Virtuosen Daniel Erdmann.
Die Art ihres Zusammenspiels ist kaum anders als telepathisch zu bezeichnen. Dabei verbindet sich Erfindungsreichtum mit technischer Perfektion. Aki Takase und Daniel Erdmann haben viel miteinander geprobt, und das merkt man. Aber vor allem haben sie sich und uns viel zu erzählen. Die Präzision, mit der sie Unisoni und rasante Wechsel der Tempi zu meistern wissen, steht dem Flug ins Freie nicht im Wege, sondern öffnet ihm die Türen. Was während der Pandemie mit Videoschaltungen zwischen dem in Reims beheimateten Saxophonisten und der Berliner Wohnung der Pianistin begann, wurde live fortgesetzt. Bald spürten die beiden, dass sie mit ihrer Duo-Platte "Isn't It Romantic?" noch lange nicht alles gesagt, sondern gerade einmal den Anfang gemacht hatten. Die Lust am freien, eigenen Ausdruck und die Bewunderung für die Jazztradition führten Aki Takase und Daniel Erdmann beinahe instinktiv zu Ellington.
Das Schaffen von Duke Ellington – seine Kompositionen, seine Orchesterstücke, die Mannigfaltigkeit seines Werkes und sein Klavierspiel – erwies sich als geradezu idealer Ausgangspunkt für die Spielabenteuer im Duo. Ellington wurde zum Zündstoff für die Phantasie. Dabei fanden die beiden eine Vielzahl von Zugängen. Das Spektrum reicht von weitgehender Nähe zum Original bis zu Umdeutungen, von der Variation über die Dekonstruktion und Verfremdung bis zur Kreation von etwas gänzlich Eigenem, das sich nicht mehr vom Material der Vorlagen, sondern von der Stimmung, der Atmosphäre der Kompositionen bzw. Originalaufnahmen inspirieren lässt. Themen von Duke Ellington weisen dem Duo den Weg zum Essentiellen ihres gemeinsamen Spiels: zur Improvisation.
Aki Takases Beschäftigung mit der Tradition durchzieht ihre gesamte künstlerische Biographie. Sie hat sich mit Fats Waller, W. C. Handy, Eric Dolphy, Ornette Coleman und immer wieder auch mit Duke Ellington beschäftigt – stets mit dem Ziel, tiefer in die inneren Zusammenhänge des Jazz einzudringen und sich für ihr eigenes Spiel inspirieren zu lassen. Dabei hat sie neben dem Solo insbesondere das Duo-Format bevorzugt. Mit Daniel Erdmann, der auch in ihrer Band "Japanic" mitwirkt, führte die Spur im Duo fast folgerichtig zu Ellington.
Die Musik von Duke Ellington eignet sich für die Duo-Exkurse vor allem auch deshalb, weil sie so universell ist und weil sie in der Jazzgeschichte einen zentralen Platz einnimmt. Ellington gelang der Brückenschlag von der Überlieferung zur Moderne, von der Tradition zur Avantgarde. So, wie sich Ellington selbst auf das Kontinuum der afroamerikanischen Musik bezogen hat, können Aki Takase und Daniel Erdmann sein Schaffen nun auch auf seine Vorgänger, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger projizieren, es also in einen Zusammenhang stellen, der von Ragtime und Stride Piano über Thelonious Monk und Bud Powell bis zu Cecil Taylor, von Schönberg und Strawinsky bis zu Conlon Nancarrow, von Ben Webster und Coleman Hawkins über John Coltrane bis in die Gegenwart reicht.
Jedes der Duo-Stücke eröffnet einen anderen Zugang, entfaltet eine eigene Farbe. Swingende Fröhlichkeit steht neben balladesker Leidenschaft und romantischer Melancholie, impressionistische Leichtigkeit neben dichten Klangwolken. In der Summe entsteht ein multiperspektivisches Bild und natürlich – wie bei allen gelungenen Reminiszenzen im Jazz – auch ein Selbstportrait, in diesem Falle ein Doppelportrait. Auf der Bühne geben sie ein perfektes Bild ab: der hochgeschossene Daniel Erdmann und die vergleichsweise zierliche, ganz auf das Klavier vertiefte Aki Takase. Doch erst in der musikalischen Interaktion, im beseelten Miteinander entsteht das spannende Psychogramm des Duos.
Ellington wird dabei zum gemeinsamen Bezugspunkt. Mehr noch als um das Notenmaterial geht es um den Sound, eine der zentralen Kategorien seines Schaffens. Und vor allem geht es um seinen Spirit, der Charles Mingus zu einem seiner schönsten Stücke inspirierte – ein Stück, dessen Titel auch als Überschrift für diese Duo-Aufnahmen gelesen werden kann: "Duke Ellington's Sound of Love".
Bert Noglik
Aki Takase und Daniel Erdmann kennen sich nun schon eine geraume Zeit; zählte die Meisterin doch unter anderem zu Erdmanns Dozentinnen an der renommierten Hochschule für Musik Berlin. Daraus entwuchs eine belebende musikalische Zusammenarbeit, die die beiden jüngst 2021 auf einer gemeinsamen CD festhielten.
”Aki Takase und Daniel Erdmann kennen sich gut von früher und besser durch ihre jüngste Zusammenarbeit im Quintett Japanic. Und sie kommen auch im Duo offenbar so fantastisch miteinander aus, um auf Augenhöhe musikalische Perlen zu produzieren. Musikalisch hat Isn’t It Romantic? solch eine Frische, dass man nach dem Hören schnippend und gut gelaunt, als auch hochkonzentriert und inspiriert (wie wohl auch die beiden Musiker*innen) in den Tag gehen kann. - Jan Kobrzinowski, Jazzthetik 07/2021
Aki Takase wurde in Osaka geboren und wuchs in Tokio auf. Klavierunterricht erhielt sie bereits ab dem dritten Lebensjahr. Nach Studien in Tokio und den USA folgte 1981 beim Berliner Jazzfest in der Philharmonie dann der erste gefeierte Auftritt ihres Trios mit Takeo Moriyama und Nobuyoshi Ino in Deutschland. Zahlreiche Konzerte und Schallplattenaufnahmen mit Dave Liebman, Sheila Jordan, Cecil McBee, Lester Bowie, Bob Moses, Joe Henderson, Niels Henning Orsted Pedersen u.v.a. folgten. In den neunziger Jahren langjährig sehr erfolgreiche Duos mit der Sängerin Maria Joao sowie mit dem Saxophonisten David Murry. Außerdem arbeitete sie im Trio mit Reggie Workman und Rashied Ali. Von 1997 bis 1999 arbeitete sie als Gastprofessorin an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. 1999 erhielt die den Kritikerpreis der Berliner Zeitung. Aki Takase erhielt im Jahr 2002 den SWR Jazzpreis. Desweiteren erhielt sie 4 Schallplattenpreise der Union deutscher JazzmusikerInnen. Für ihre CD „Aki Takase plays Fats Waller“ wurde ihr 2004 der Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik für die beste Jazzproduktion verliehen.
Daniel Erdmann wurde 1973 in Wolfsburg geboren. Er spielt seit 1983 Saxophon und studierte u.a. bei Gebhard Ullmann an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Er nahm Alben für verschiedene Labels auf, u.a. BMC, ENJA, ACT, LABEL BLEU, INTAKT und spielt weltweit Konzerte mit Bands und Musikern wie Das Kapital, Vincent Courtois, Aki Takase, Carlos Bica, Heinz Sauer, Samuel Rohrer, Henri Texier. 2014 gründete er die deutsch-französische Compagnie DAS ATELIER und seine neue Band Daniel Erdmann´s Velvet Revolution mit Théo Ceccaldi und Jim Hart. Das erste Album der Band bei BMC Records wurde mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik und einem Echo Jazz ausgezeichnet. Weitere Auszeichnungen waren 2020 der SWR-Jazzpreis und 2021 der deutsche Jazzpreis für Holzbläser.