Cécile McLorin Salvant – Grammy-Preisträgerin aus den USA
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Jazzmeile Thüringen statt
Am 12.6.2023 kommt eine Künstlerin in die Weimarhalle, wie es sie nur einmal auf der Welt gibt. Cécile McLorin Salvant mischt den melancholisch-verträumten Klang des klassischen Jazz’ mit Elementen aus Gregorianischem Chor, Folk Musik, Pop und vielen anderen Genres. So ist jeder einzelne Song eine Mischung unterschiedlichster Genres – und dennoch ganz klar ein Teil ihres Repertoires. Ein solches Talent sollten Sie sich nicht entgehen lassen!
Cécile McLorin Salvant: Ghost Song – Coolness, Eleganz, Melancholie und Charakter
Seit ihrem ersten Studioalbum WomanChild hat Cécile McLorin Salvant ihren Stil beharrlich weiterentwickelt und immer wieder fast vergessenen Songs musikalischer Größen als Inspiration genutzt. Die Fusion unterschiedlicher Genre und die Faszination für Künstler vergangener Zeit finden sich auch prominent auf ihrem jüngsten Album Ghost Song. Cécile McLorin Salvant zeigt dort einerseits ihr Talent dafür, etablierte Klassiker neu zu interpretieren und ihnen damit eine neue Dynamik zu verleihen. Andererseits scheut sie sich auch nicht davor, eigene Kompositionen zu präsentieren, welche ihren Charakter noch deutlicher zum Ausdruck bringen.
Cécile McLorin Salvant – Ghost Song
In aller Ruhe hat die Amerikanerin Cécile McLorin Salvant in den letzten zwölf Jahren rasant Karriere gemacht als Jazzsängerin, Interpretin und Komponistin. Mit ihren höchst individualistischen Alben – zum Beispiel "Dreams and Daggers" – hat sie schon drei Grammys gewonnen. Und auch ihre aktuelle CD klingt wieder sehr preiswürdig.Die CD läuft an und man hört dröhnende Stille, durch die ein Wind zu wehen scheint. So klingt ein sehr großer, hallender Raum. Ein Dom vielleicht? Es ist die St. Malachy's Church in der 49sten Straße mitten in Manhattan. Und dann wächst mir aus der Tiefe ihres Raumklangs eine Stimme von kristalliner Schönheit entgegen. "Gregorianisch" ist der erste Gedanke, doch da werden schon Verzierungen gesungen, die sich der Stileinordung entziehen. Später – erst nachdem ich das ganze Album in einem Zuge angehört habe – ergibt die Recherche, dass es ein in der ornamentalen, gälischen Gesangtradition namens Sean-Nós gesungenes Lied ist.
Immer neue Rollen und Klangkulissen
Solche Töne überraschen schon ganz schön, wenn sie die ersten auf dem Album einer gefeierten Jazzsängerin sind – selbst, wenn diese bekannt ist für ihren Hang zu musikalischen Raritäten. Und während ich mich gerade noch daran erfreue, navigiert die junge Amerikanerin, die Tochter französisch-haitianischer Eltern ist, in einem nahtlosen Übergang ins nächste Genre hinein und kredenzt, nun von einem E-Bass begleitet, ein Juwel der Popgeschichte: Kate Bushs "Wuthering Heights", einen Hit von 1978. Nun hänge ich wirklich am Haken und für die komplette Albumlänge an den Lippen von Cécile McLorin Salvant, während sie von einer Rolle in die nächste schlüpft, in jeweils neuer Klangkulisse.
Ein Theaterstück für die Ohren
Mit dem Banjo und einer Skiffle-Band, die sich herrliche Free-Jazz-Ausbrüche erlaubt, ist sie unterwegs mit Zinn-Mann, Vogelscheuche und Löwe auf der Suche nach dem "Wizard of Oz" und leitet vom Musikfilmstoff aus dem Jahre 1939 zu Gregory Porters Hit "No Love Dying" über, bevor sie dann – stimmlich und inhaltlich – wieder ganz alleine dasteht und mit ihrem hellen Timbre unwahrscheinlich wahrhaftig den Blues shoutet im Titelstück ihres sechsten Albums "Ghost Song". Es ist die erste von sieben eigenen Kompositionen, die sie so kontrastreich, spannend und schlüssig mit fünf außergewöhnlichen Songinterpretationen kombiniert, dass sich das Ganze zu einem Theaterstück für die Ohren formt. Dessen rätselhaft verschlungene Dramaturgie ist faszinierend und sehr unterhaltsam, auch wenn die Themen, die verhandelt werden, es in sich haben. Denn geht es ja immerhin um Geister. Um solche, die man nicht loswird, aber auch um solche, zu denen man Kontakt aufnehmen möchte. Es geht um den Geist verlorener Liebe, um den Spuk schwerer Krisen zum Wahnsinnigwerden, um den Verlust von Menschen, die man nicht loslassen kann oder möchte.
Mit Intellekt und Gefühl zur inhaltlichen Tiefe
All das erzählt Cécile McLorin Salvant mit ihrer am Darius Milhaud Konservatorium in Aix-en-Provence klassisch geschulten Stimme. Dort hat der Saxophonist Jean Francois Bonnel auch ihr Talent für Jazz entdeckt und gefördert. Nach ihrer Rückkehr in die USA nahm Cécile McLorin Salvant im Jahr 2010 an der Thelonious Monk Vocal Competition in Washington teil und gewann den prestigeträchtigen Wettbewerb mit nur 21 Jahren. Mit Intellekt und Gefühl gestaltet sie seither die Musik, die sie singt, komponiert und arrangiert, verleiht den Songs inhaltliche Tiefe, unterschiedliche Bedeutungsebenen und unerwartete Querverbindungen zueinander. Allein oder umrahmt von Banjo, Kirchenorgel, Theorbe und Querflöte und dem jazzklassischen Klaviertrio – findet sie für jeden Song einen ganz eigenen, spezifischen Ausdruck. Am Ende aber ist alles wie aus einem Guss, und dieser Guss glänzt so schön wie der nächste Grammy, den Cécile McLorin Salvant für dieses kleine Meisterinnenwerk bekommen könnte.
(09/03/2022 von Beate Sampson-BR Klassik)
Infos zum Album:
Cécile McLorin Salvant: "Ghost Song"
Cécile McLorin Salvant (Gesang, Klavier, Kompositionen)
Sullivan Fortner (Klavier, Gesang, Fender Rhodes)
Aaron Diehl (Klavier)
Marvin Sewell (Gitarre)
Daniel Swenberg (Laute, Theorbe)
Paul Skivie (E-Bass, Synthesizer)
Burniss Travis (Bass)
Alexa Tarantino (Flöte)
James Chirillo (Banjo)
Keita Ogawa (Perkussion)
Kyle Pool (Schlagzeug)
Brooklyn Youth Chorus
Label: Nonesuch