Jazz-Reihe in der Häselburg: Helga Plankensteiner und Band
Altes Wannenbad in der Häselburg, Florian-Geyer-Str. 17, Eingang Innenhof, Gera
Jelly Roll Plays Morton
Das aktuelle Werk JELLY ROLL PLAYS MORTON befasst sich mit großer Sensibilität mit einer der legendären Figuren aus den Anfängen des Jazz - Ferdinand Jelly Roll Morton, […] dem ersten echten, großen Komponisten des Jazz. Songs wie „King Porter Stomp“, „Wolverine Blues“, „Wild Man Blues“, „Kansas City Stomp“ und „The Pearl“, die vor etwa hundert Jahren entstanden, als der Pianist etwa dreißig Jahre alt war, sind heute Jazz-Klassiker und wurden von so vielen führenden Persönlichkeiten wie Louis Armstrong, Dizzy Gillespie, Gil Evans und Benny Goodman interpretiert. Mit ihrem Jelly Roll Quintet geht Plankensteiner das großartige Erbe Mortons mit einer Haltung an, die auf den ersten Blick fröhlich, farbenfroh, reich an Stimmungen und Dynamik erscheint, mit ein paar Einsprengseln von Funk inmitten der Rhythmen des New Orleans des frühen 20. Jahrhunderts, was schon viel ist. Aber wenn man sich das Werk genauer ansieht, kommen andere Elemente zum Vorschein, die dem Album seine besondere Qualität verleihen. Zunächst einmal ist es das Instrumentalensemble: Drei Holzbläser mit schwerem Timbre wie das Baritonsaxophon der Band-Leaderin, die Bassklarinette von Achille Succi und die Tuba von Glauco Benedetti bieten einen noch nie dagewesenen Einblick in Mortons musikalisches Kaleidoskop, mit traditionell Kornett, Klarinette und Posaune. Dies verleiht der Musik ein pastoses Timbre, ist aber gleichzeitig transparent und reich an Nuancen und Feinheiten, die in einem wahrhaft bewundernswerten Zusammenspiel dargeboten werden […]. Die drei Persönlichkeiten, die heute auf den italienischen und europäischen Jazzbühnen etabliert sind, zeichnen sich auch durch ihre individuelle Leistung aus, was man getrost auch auf die beiden anderen Mitglieder des Quintetts, den Pianisten Michael Lösch und den Schlagzeuger Marco Soldà, übertragen kann. Lösch ist für die meisten Arrangements verantwortlich, aber das ist noch nicht alles: Die Idee, sich dieses musikalischen Schatzes anzunehmen, kam Plankensteiner bei der Lektüre des Bandes „Mister Jelly Roll - The Fortunes of Jelly Roll Morton, New Orleans Creole and ‚Inventor of Jazz‘“, einem Werk des großen Musikethnologen Alan Lomax. JELLY ROLL PLAYS MORTON verdient aufmerksames Zuhören; es ist ein Werk, in dem sich die Reflexion über einen wichtigen Teil der afroamerikanischen Musikgeschichte fruchtbar mit den Stimmungen von heute vermischt, in dem die exquisiten Interventionen Einzelner den innovativen, angeborenen und unverfälschten Charakter von Mortons Musik offenbaren. Wir möchten auf ein kleines Juwel in dieser musikalischen Schatztruhe hinweisen: die dreieinhalb Minuten von „Queen of Spades“ (eine langsame Marschversion von „Black Bottom Stomp“) in Löschs reizvollem Arrangement, das sich in melodischen Linien ausdehnt. Wir hoffen, dass dies das erste Kapitel einer fruchtbaren Geschichte ist, die fortgesetzt wird. (Giuseppe Segala)
Es spielen: Helga Plankensteiner (Baritonsaxofon, Gesang), Achille Succi (Bassklarinette), Glauco Benedetti (Tuba), Michael Lösch (Piano & Toy Piano), Marco Soldà (Schlagzeug)
Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Einlass ist um 19.30 Uhr. Eintritt 12 € / ermäßigt 8 €