Joe Sachse & Nils Wogram

Foto: Corinne Haechler

Joe Sachse & Nils Wogram

Quellenhof Garbisdorf (Garbisdorf 6, 04618 Göpfersdorf), Altenburg

Wie kommt es, dass das alles selbstverständlich, so freundlich, freudig und mitreißend wirkt… Wohl so nur, weil sich hier zwei Wahlverwandte getroffen haben. Zwei Musiker, aufgewachsen in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Umgebungen, zwei grundverschiedene Charaktere, und doch zwei, die sich intuitiv verstehen, die sich gegenseitig bewundern und die mit einer Lockerheit zusammen spielen, als wären das die natürlichste Sache der Welt. Helmut "Joe" Sachse, fast ein Vierteljahrhundert älter als Nils Wogram, ist in der DDR groß geworden und musste sich seinen Weg zum Jazz gegen alle Widerstände selbst bahnen – von der Tanz- und der Rockmusik zum freien Spiel und weiter zu einer unverwechselbaren Sprache auf dem Instrument. Nils Wogram ist in eine etablierte Jazzszene hineingewachsen und hat sich sowohl als Instrumentalist als auch mit einer ganzen Reihe langfristig miteinander arbeitender Bands eigenständig profiliert. Joe fasziniert an Nils die Versalität: "Er kann alles spielen." Und Nils schwärmt von Joe Sachses autarker Musikalität: "ein ganz seltenes, kostbares Gut".

Begegnet sind sich die beiden erstmals vor vielen Jahren beim Jazzfestival im italienischen Clusone. Nils Wogram spielte dort im Duo mit dem Pianisten Simon Nabatov, während Joe im Duo mit seinem Gitarrenkollegen Uwe Kropinski auftrat. Damals war die Sympathie auf beiden Seiten schon da, doch damit sich der Funke entzünden konnte, bedurfte es eines Anlasses. Dieser ergab sich, als Thomas Brückner, Veranstalter der Reihe Campus Jazz im Leipziger Mediencampus Villa Ida, Joe Sachse 2012 eine Carte Blanche für ein Konzert gab und dieser sich eine Begegnung mit Nils Wogram wünschte. Das Duo der beiden, zunächst überwiegend frei, startete fulminant, wurde mitgeschnitten und auch auf einer CD "Free and Tremendous" (Jazzwerkstatt) veröffentlicht. Seither haben Nils und Joe immer wieder zusammengefunden und Konzerte gegeben.

Schließlich entstand der Wunsch, gemeinsam ins Studio zu gehen und auch Stücke aufzunehmen, was dann im November 2021 in Bremen gelang. Drei Tage insgesamt hatten die beiden Zeit, um in entspannter Atmosphäre an der Musik und am Sound zu feilen und an zwei Tagen aufzunehmen. Das legendäre Studio Nord in Bremen, wo die Musiker auch wohnen konnten, bot dafür den passenden Rahmen. Beide hatten überwiegend für diesen Anlass und schon mit der Besonderheit des Duos im Hinterkopf geschriebene Stücke mitgebracht. Realisiert freilich hat sich eine Musik, die vom Papier abhebt und in enger Verflechtung von Komponiertem und spontanem Spiel ihren eigenen Weg findet.

Präzision und Freiheit in furiosem Miteinander. So etwas gelingt nur, weil beide so viel in ihr Spiel investiert haben, dass sie die raffiniertesten Dinge mühelos bewältigen können. Beide – Nils Wogram und Helmut "Joe" Sachse – sagen übereinstimmend, dass sie sich im Fluss dieses Duospiels wohl fühlen. Das merkt man an der Wärme des Klanges, an der Leichtigkeit, mit der sie zueinander finden, in den Entsprechungen – sei es in rasanten Unisoni, im Mit- und Gegeneinander melodischer Linien, im souveränen Gang durch die Akkorde und im Parcours über vertrackte Rhythmen. Letztlich wirkt alles ganz einfach, unangestrengt, intellektuelle Erwägungen hinter sich lassend, im besten Sinne spielfreudig, einander und den Zuhörenden zugeneigt.

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